Im Nachbarschaftszentrum Nazareth Haus in Arua, Uganda bieten die ORA-Projektpartnerinnen Judith Nidda und Damaris Dafam gemeinsam mit derzeit einer Sozialarbeiterin und zwei Kinderbetreuer*innen wöchentliche Programme für Kinder und Erwachsene sowie Beratung zu verschiedensten Themen und Notlagen. Lokale Ehrenamtliche und Volunteers aus Europa unterstützen sie bei ihrer sozialen Arbeit.
Im Frühjahr organisierte Judiths Team ein ganz besonderes Angebot: ein dreitägiges Traumaheilungsprogramm namens Ang Tulay, die Brücke. Alle ORA-Patenkinder, ihre Geschwister und einige Eltern nahmen teil, ebenso eine Gruppe von Flüchtlingsfamilien aus Darfur und mehrere andere Kinder, insgesamt 150 Teilnehmer*innen. Zu den Themen gehörten Identität, Ablehnung, Vergebung und Zukunftsträume. Die Kinder und Erwachsenen konnten sich in kleinen Gruppen über ihre Gefühle und Erfahrungen austauschen – etwas, wozu sie zuhause selten Gelegenheit haben.
„Besonders ermutigt hat uns die große Zahl der Eltern und Erziehungsberechtigten, die an allen drei Tagen teilgenommen haben und so einen Heilungsprozess für ihre eigenen schwierigen Erfahrungen in Gang setzen konnten“, erzählt Judith. „Die Elterngruppe dauerte oft länger, die Mütter, Großmütter und Tanten brauchten mehr Zeit, um sich auszutauschen, zu weinen und zu verarbeiten. Eine Mutter erzählte einige Wochen später, dass sie eine Woche nach dem Programm einen Anruf von ihrem entfremdeten Bruder erhalten hatte, der sie um Vergebung für seine Taten in der Vergangenheit bat. Normalerweise hätte sie ihn abgewiesen, aber dank des Programms konnte sie ihm vergeben, und die beiden versöhnten sich“.
Auch für die Kinder im Nazareth Haus gab es eine Workshopreihe zu ernsten Themen: Prävention von sexuellem Missbrauch und Sucht.
„Vielen Kindern hier fällt es schwer, gegenüber Autoritätspersonen stark und entschlossen aufzutreten, um sich selbst zu schützen, wenn sie sich unwohl fühlen“, erläutert Judith. „Durch Theaterstücke, Geschichten und Übungen konnten wir ihnen ein gutes Verständnis für ihre Rechte vermitteln, für Möglichkeiten, NEIN zu sagen, und dafür, was zu tun ist, wenn ihnen Missbrauch widerfährt. Sie wissen, dass alle Mitglieder unseres Teams verlässliche Ansprechpartner*innen sind und dass sie jederzeit zu uns kommen können, wenn etwas passiert.“
Sucht ist ein weiteres großes Problem. „Viele der Kinder haben Betreuer*innen oder Verwandte zu Hause, die süchtig sind, vor allem nach Alkohol“, berichtet Judith. „Daher vertieften wir dieses Thema und boten den Kindern einen sicheren Raum, um darüber zu sprechen. Unser Hauptaugenmerk lag auf den 7 Cs für Kinder, die Süchtige in ihrem Umfeld haben: I didn’t cause it, I can’t control it, I can’t cure it, I can take care of myself by communicating my feelings, making healthy choices, and celebrating me. Mehrere Kinder erzählten in ihrer Kleingruppe, wie sie selbst von Sucht betroffen waren oder Erfahrungen mit Sucht und Suchtmitteln gemacht haben.“
Zur Vorbereitung auf die beiden Programme nahmen drei Teammitglieder an einer dreitägigen Schulung über Traumabehandlung teil. Dabei wurde den Teilnehmer*innen vermittelt, wie sie mit traumatisierten Kindern umgehen, sie unterstützen und ihnen das Gefühl geben können, akzeptiert und geliebt zu werden. Außerdem gab es für das gesamte Team eine eintägige interne Schulung zum Thema sexueller Missbrauch.
Um die regelmäßige Beratung und Betreuung sowie wichtige Zusatzprogramme für Erwachsene und Kinder im Nazareth Haus sicherzustellen, brauchen wir eure Unterstützung! Jeder Beitrag zählt – vergelt´s Gott!