Indien: Sr. Ephrem berichtet

Schwester Ephrem, können Sie bitte helfen, ein Bett in einem Krankenhaus zu bekommen? Meine Mutter leidet an akuter Atemnot. Während ich beschäftigt war, Leute im Gesundheitsbereich zu kontaktieren, erhielt ich bereits den nächsten Anruf von einer anderen Person, die um Hilfe bei der Beschaffung einer Sauerstoffflasche bat. Situationen wie diese standen für mich in den letzten paar Wochen an der Tagesordnung“, berichtet unsere Projektpartnerin Sr. Ephrem aus Indien.

Auch in Indien verläuft die Corona-Pandemie in Wellen. Mittlerweile sind alle indischen Regionen und jedes Dorf betroffen. Der dramatische Höhepunkt, welcher im Mai zu katastrophalen Zuständen geführt hat, scheint langsam überwunden. Dennoch infizieren sich noch immer täglich tausende Menschen; hunderte sterben jeden Tag.

„Erst langsam wird deutlich, welches Ausmaß das Virus die vergangenen paar Wochen verursacht hat. Studien schätzen mittlerweile die Gesamtzahlt der Toten nicht auf Hundertausende, sondern auf mehrere Millionen. Das Gesundheitssystem ist völlig zusammen gebrochen. Wir konnten tagelang die unaufhörlichen Geräusche der Krankenwagen hören, die zu den Krankenhäusern eilten. Die Menschen konnten keine Betten in den Gesundheitszentren und Krankenhäusern mehr bekommen, viele starben aufgrund von fehlender Sauerstoffversorgung und fehlender Medikamente. Tote wurden aufgrund von Platzmangel in den Krematorien am Straßenrand abgelegt“ erzählt Sr. Ephrem.

Sie berichtet uns auch von den schwierigen Herausforderungen ihrer Hilfsstation, dem „Cluny Social Service Center“. Auch Freunde und Bekannte von ihr starben an Covid-19. „Wir konnten weder die Familien trösten, noch an der Trauerfeier teilnehmen. Alles, was wir tun konnten war beten, beten, beten und mit den Familien zu telefonieren“. Sr. Ephrem dankt ORA für die Rücksichtnahme und Unterstützung in dieser herausfordernden Zeit.

Lockdowns werden in Indien von den jeweiligen Bundesstaaten verhängt. Drastische Auswirkungen haben diese nicht nur auf das Einkommen der Einwohner, sondern vor allem auch auf Kinder und Jugendliche. Seit über 16 Monaten haben unsere 124 indischen Patenkinder und alle weiteren Schülerinnen und Schüler des Landes ihre Klassenräume nicht betreten. Aufgrund der Delta-Variante wird mit einer dritten Welle und weiteren 6 bis 8 Monaten gerechnet. Digitales Lernen ist für viele Kinder und Jugendlichen, wo es durch Internet und Smartphones möglich ist, zur neuen Normalität geworden. Doch in Indien haben die meisten diese Möglichkeiten nicht. Dies nimmt ihnen jede Chance auf Bildung, und bedeutet ein großes Risiko für ihre Zukunft.

Gemeinsam mit unseren Projektpartnern vor Ort versuchen wir mit allen Mitteln, Kinder und ihre Familien zu unterstützen. Ein großer Dank gilt allen Paten, die mit ihrer Patenschaft auch durch diese schwere Zeit hindurch die Kinder unterstützen. Vergelt’s Gott!

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