Die 21-jährige Freinbergerin Michaela Meindl war diesen August für vier Wochen als freiwillige Helferin im ora-Projekt in Indien. Michaela war unsere erste Volontärin in Indien. Mit einem Leuchten in den Augen erzählt sie nun von ihrer einmaligen Erfahrung in Südindien und von den Begegnungen mit ihrem neuen Patenkind. Gemeinsam mit Michaela laden wir herzlich zu einem Bilder-Vortrag im Pfarrsaal in Freinberg am 25. September um 19:30 Uhr ein.
Michaela, aus welchen Gründen hast du dich entschieden, mit ora einen Auslandseinsatz in Indien zu machen? Wie ist es dazu gekommen?
Da ich ein sehr weltoffener Mensch bin und über einen längeren Zeitraum in Amerika – einem Land des unbeschreiblichen Überflusses – lebte, sehnte ich mich danach, in ein sogenanntes Entwicklungsland zu gehen. Da meine Mama mit Herz und Seele das ora-Projekt in Albanien unterstützt, steckte sie mich mit ihrer Euphorie an. So beschloss ich meine Sommerferien zu nutzen um Kinder einer anderen Kultur kennenzulernen, Menschen zu helfen und um einfach in eine ganz neue Welt einzutauchen.
Du warst gemeinsam mit einer jungen Frau aus Melk vor Ort im Projekt in Indien. Ihr beide seid ausgebildete Kindergärtnerinnen. Wie sah euer Tag als Volontäre aus?
In der ersten Woche machte ich mit Sr. Ephrem viele Hausbesuche und bekam so einen sehr guten Einblick in das Leben indischer Familien. Als dann nach einer Woche Steffi dazu kam, arbeiteten wir direkt beim Projekt mit. Vormittags waren wir im Kindergarten und lehrten den Kindern englische Spiele, Lieder, Farben und Zahlen. Außerdem malten wir, was für mich auch sehr spannend war. Zettel und Stifte sind hier nichts Alltägliches. Nachmittags waren wir dann in der Schule für Kinder mit verschiedenen Beeinträchtigungen, was unglaublich berührend war. Wir bekamen einen sehr guten Einblick in die Arbeit dort, gleichzeitig waren aber auch unsere Ideen und Anregungen sehr willkommen.
Was hat dich an dem Projekt und an den Menschen beeindruckt?
Es war beeindruckend zu sehen, wie viel Energie die Schwestern (trotz weniger Ressourcen) in die Arbeit mit ausgegrenzten Menschen stecken. Besonders schön fand ich, dass hier Kinder mit Behinderungen eine Chance bekommen. Die Kinder haben das Gefühl, gebraucht zu werden. Jeder hilft jedem und so werden sie zu Helden. Zuhause wird diesen Kindern leider oft nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt.
Am meisten jedoch hat mich die Herzlichkeit, die Zufriedenheit und der starke Zusammenhalt der Menschen beeindruckt. Der Begriff ‚Reichtum‘ hat dort natürlich eine andere Bedeutung. So finde ich, dass die Leute in Tamil Nadu vieles besitzen, was wir leider nicht bzw. nicht mehr haben.
Hast du dich als Frau im Land sicher gefühlt?
Einen Menschen mit weißer Haut zu sehen ist für indische Leute natürlich etwas Besonderes. Deshalb wurden wir (großteils außerhalb des Projekts) viel angestarrt und die Blicke waren manchmal echt lustig. Anfangs war das gewöhnungsbedürftig und irgendwie komisch, jedoch fühlte ich mich nie bedroht. Ich passte mich natürlich der Kultur an und fühlte mich schnell wohl.
Was vermisst du jetzt, nach deiner Rückkehr, an Indien?
Ich vermisse die offenen Menschen und vor allem die Kinder. Für mich war es das größte Geschenk täglich in ihre leuchtenden Augen zu sehen. Obwohl wir uns nicht richtig verständigen konnten – die Amtssprache ist Tamil – lächelten wir in der selben Sprache. Ein Lächeln, das vom Herzen kam. Die Kinder nannten mich ‚Auntie‘ was so viel heißt wie ‚Tantchen‘. Ich vermisse diese Momente, wo Kinder mich berührten, ‚Auntie‘ sagten und mir etwas mit Händen und Füßen erklärten ganz besonders. Weiters fehlt mir natürlich auch das scharfe Essen. Reis mit Curry in allen möglichen Variationen ist schon lecker!
Möchtest du wieder so etwas machen? Wem würdest du einen solchen Einsatz in Indien ans Herz legen?
Ja, es war für mich eine wahnsinnig schöne, emotionale Zeit und ich wurde zum Nachdenken angeregt. Es war einfach unglaublich beeindruckend das Ganze zu sehen und ein Teil dieser großen Gemeinschaft zu sein. Ich habe mich dort sofort zuhause gefühlt und ich freue mich schon darauf, alle meine Freunde wieder zu sehen!
Ich würde einen solchen Auslandsaufenthalt jungen Menschen ans Herz legen, die offen für Neues sind und ein Herz für Kinder haben. Natürlich ist es nicht immer einfach, doch die Beziehungen die man mit den Menschen dort aufbaut, sind ganz besonders!
Wie willst du das Projekt in Indien in Zukunft unterstützen? Was können andere tun?
Während meines Aufenthaltes lernte ich eine arme, warmherzige Familie mit zwei Töchtern kennen. Durch ora kann ich nun mit einer Patenschaft eine der beiden Mädchen unterstützen und ihr Schulbildung und hoffentlich ein besseres Leben ermöglichen. Das macht mich sehr, sehr glücklich! Für mich ist es eine geringe, sinnvolle Investition, mit der ich die Welt ‚meiner‘ kleinen Navina schöner und bunter machen kann. 30 Euro kostet eine ora-Patenschaft für ein Kind im Monat. Ein Euro am Tag ist für uns nicht viel, doch für ein Kind in Indien ist es eine Welt!
Mein Lieblingszitat ist : ‚What goes around, comes around‘, was so viel heißt wie: Was du Anderen Gutes tust, kommt irgendwann zu dir zurück.
Am 25. September um 19:30 Uhr wird Michaela im Pfarrsaal in Freinberg mit vielen Fotos über ihre Zeit in Indien und die Arbeit der Cluny-Ordensschwestern berichten. Alle Freunde und Interessierten sind herzlich eingeladen. Es wird um freiwillige Spenden für das Projekt gebeten.
Gerne geben wir mehr Informationen über die Möglichkeit einer Patenschaft für ein Kind oder eines freiwilligen Auslandseinsatzes.